Zur Geschichte des Rosenkranzgebetes

Aus dem christlichen Altertum wird besonders von den Wüstenvätern und den Nachahmern ihrer Aszese die Reihung von Gebeten, vor allem des Herrengebetes, berichtet. Zum Zählen der Gebetseinheiten benutzten sie Steinchen u. ä. oder geknotete Schnüre.

Große Bedeutung gewinnt die Reihung des Vaterunsers als Ersatz für das Psalmenbeten, das den Leseunkundigen meist nicht möglich war; das führt zu einer Bevorzugung der Zahl 150 entsprechend der Zahl der 150 Psalmen.

Der Übergang dieses Reihengebetes in den marianischen Bereichen beginnt im 13./14. Jh. Einerseits entstehen gereimte Grußgebete an Maria, deren Strophen gern mit Ave beginnen; andererseits wird seit dem 11./12. Jh. das Ave-Maria (Gegrüßet seist du, Maria) immer mehr zu einem volkstümlichen Gebet.

Der Trierer Karthäuser Dominikus von Preußen (+ 1460) fasste die Ereignisse des Lebens Jesu in 50 Schlusssätzen ("clausulae") zusammen, die sich an den (damals allein üblichen) ersten Teil des "Gegrüßet seist du, Maria" anschlossen. Nach einer sagenhaften Erzählung hatte Dominik aus Preußen seinen Beitrag dazu, denn er brachte Maria jeden Tag einen Kranz aus Rosen. Als er aber in den Orden eintrat, hatte er nicht immer Zeit dafür. Die älteren Brüder gaben ihm ständig neue Aufgaben. Er vergaß doch sein Versprechen nicht und fragte den Beichtvater während der Beichte, was er tun solle. Der Beichtvater gab ihm auf, dass er die Rosen mit dem Gebet "Gegrüßet seist du Maria" ersetzen soll. Der junge Mensch folgte dem Rat des Beichtvaters nach, aber vielmaliges Wiederholen des gleichen Gebetes fand er langweilig. Nach einer kurzen Zeit fiel ihm der Gedanke ein, jedem "Ave Maria", eine Szene aus dem Evangelium dazuzugeben. Es waren 150 Szenen und sie umfaßten das ganze Leben von Jesus. Daher stammt wahrscheinlich auch der Name Rosenkranz für das Gebet. Der Rosenkranz stellt somit einen Kranz voller Rosen für die Mutter Gottes dar.

Durch Reduktion auf 15 Geheimnisse (in der heutigen Gestalt um 1483 in Süddeutschland nachgewiesen, seit 1600 allgemein üblich: freudenreiche, schmerzhafte, glorreiche Geheimnisse) und durch Gliederung der Gebetsreihung in Zehnergruppen entsteht so der heutige Rosenkranz. Die Beifügung der drei Ave mit dem Gebet um die drei göttlichen Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe) erwuchs aus der nachtridentinischen Frömmigkeit. Daneben blieben andere Formen des Rosenkranzes durchaus bestehen.
Die Formulierungen der lichtreichen Geheimnisse gehen auf Papst Johannes Paul II. zurück. Diese fünf Gesätze sind Sätze, die ein Glaubensgeheimnis zwischen Kindheit und Leiden Jesu nennen. Sie ergänzen die drei klassischen Formen (freudenreicher, schmerzhafter und glorreicher Rosenkranz). In der deutschsprachigen Tradition gibt es weitere Formulierungen, die sich verbreitet haben (insbesondere der trostreiche Rosenkranz - vgl. Gotteslob 33, 6).

Die Geheimnisse

Die freudenreichen Geheimnisse

  • Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast
  • Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabet getragen hast
  • Jesus, den du, o Jungfrau, (in Betlehem) geboren hast
  • Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast
  • Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast

Die lichtreichen Geheimnisse

  • Jesus, der von Johannes getauft worden ist
  • Jesus, der sich bei der Hochzeit in Kana offenbart hat
  • Jesus, der uns das Reich Gottes verkündet hat
  • Jesus, der auf dem Berg verklärt worden ist
  • Jesus, der uns die Eucharistie geschenkt hat

Die schmerzhaften Geheimnisse

  • Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat
  • Jesus, der für uns gegeißelt worden ist
  • Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist
  • Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat
  • Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist

Die glorreichen Geheimnisse

  • Jesus, der von den Toten auferstanden ist
  • Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist
  • Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat
  • Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat
  • Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat

Die trostreichen Geheimnisse

  • Jesus, der als König herrscht
  • Jesus, der in seiner Kirche lebt und wirkt
  • Jesus, der wiederkommen wird in Herrlichkeit
  • Jesus, der richten wird die Lebenden und die Toten
  • Jesus, der alles vollenden wird

Bibelstellen, die als Schriftmeditation gelesen werden können:

Die freudenreichen Geheimnisse

  • Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast: Lk 1,26-38
  • Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabet getragen hast: Lk 1,39-56
  • Jesus, den du, o Jungfrau, (in Betlehem) geboren hast: Lk 2,1-7 [Mt 2,1-12.13-18]
  • Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast: Lk 2,21-35 [36-38]
  • Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast: Lk 2, 41-52

Die lichtreichen Geheimnisse

  • Jesus, der von Johannes getauft worden ist: Mk 1,9-11 Lk 3,21f; Joh 1,29-34]
  • Jesus, der sich bei der Hochzeit in Kana offenbart hat: Joh 2,1-11
  • Jesus, der uns das Reich Gottes verkündet hat: Mt 5,1-12 [5,13 - 7,29; Lk 6,20-49; Mk 1,15; 2,3-13; Lk 7,47-48; Joh 20,22-23]
  • Jesus, der auf dem Berg verklärt worden ist: Mk 9,2-10 [Mt 17,1-9; Lk 9,28-36]
  • Jesus, der uns die Eucharistie geschenkt hat: Mk 14,17-25 [Mt 26,20-29; Lk 22,14- 23; Joh 6,22-59; 13,2.21-26; 1 Kor 11,23-26]

Die schmerzhaften Geheimnisse

  • Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat: Lk 22,39-44 [Mt 26,30.36-46; Mk 14,26.32- 42; Joh 12,23-33; Jes 49,1-6]
  • Jesus, der für uns gegeißelt worden ist: Mk 15,6-15 [Mt 27,1-2.11-26; Lk 22,66 mit 23,1-5.13-25]
  • Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist: Mk 15,16-20a [Mt 27,27-31; Joh 191-3; Weish 2,1a.12-22; Jes 52,13 - 53,12]
  • Jesus, der für uns das schwere kreuz getragen hat: Lk 23,26-32 [Mt 27,31b-32; Mk 15,20b-22; Lk 14,25-27; Jes 42,1-7]
  • Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist: Joh 19,25-30 [Mt 27,35-56; Mk 15,25-41; Lk 23,33-49; Ps 22]

Die glorreichen Geheimnisse

  • Jesus, der von den Toten auferstanden ist: Mt 28,1-8 [Mk 16,1-8; Lk 24,1-10; Joh 20,1-29; 1 Kor 15,1-22]
  • Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist: Apg 1,9-11 [Lk 24,50-53; Mk 16,19]
  • Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat: Apg 2,1-4 [Joh 7,37-39 mit 14,16f und 14,26 und 15,26f]
  • Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat: Ps 45,11f.14-16 [1 Kor 15,53-57; Offb 7,13-17]
  • Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat: Offb 11,19 - 12,6a.10ab [Jes 25,6-10a; 1 Kor 15,35-58; 2 Tim 4,7-8]

Die trostreichen Geheimnisse

  • Jesus, der als König herrscht: Joh 18,28-37; Phil 2,5-11; Offb 1,1-8; Ps 93
  • Jesus, der in seiner Kirche lebt und wirkt: Mt 18,18-20; Mt 28,16-20; Eph 1,17-23; Eph 3,14-21
  • Jesus, der wiederkommen wird in Herrlichkeit: 1 Petr 1,3-10; 2 Petr 3,1-13; Ps 96
  • Jesus, der richten wird die Lebenden und die Toten: 2 Tim 4,1-8; Tit 2,11-14; Ps 98; Ps 139
  • Jesus, der alles vollenden wird: Joh 17,1-8.21-24; Eph 1,3-14; Kol 1,12-20; Ps 23; Ps 36,6-10;

Wie man den Rosenkranz betet

Man beginnt am Kreuz, während man es in der Hand hält, macht man das Kreuzzeichen und betet dann das Apostolische Glaubensbekenntnis.
Dann "rutscht" man mit den Fingern zur ersten Perle. Sie steht alleine. Dort betet man das Ehre sei dem Vater und das Vater unser.
Nun kommen 3 Perlen. An ihnen betet man je ein Gegrüßet seist Du Maria mit den folgenden Einschüben:

  1. Jesus, der in uns den Glauben vermehre.
  2. Jesus, der in uns die Hoffnung stärke.
  3. Jesus, der in uns die Liebe entzünde.

An der nächsten einzelnen Perle wiederum das Ehre sei dem Vater und Vater unser.

Nun gelangt man an die Hauptkette. An den ersten 10 gruppierten Perlen (auch erstes Gesätz genannt), betet man jeweils ein Gegrüßet seist Du Maria mit dem ersten Geheimnis als Einschub.

An der einzelnen Perle wieder ein Ehre sei dem Vater. Dann (immer noch an der einzelnen Perle) ein Vater unser.

Beim nächsten Gesätz betet man wiederum 10 mal das Gegrüßet seist Du Maria, diesmal mit dem zweiten Geheimnis als Einschub. So geht es weiter bis man einmal an jeder Perle war.

Am Schluss wird noch einmal das Ehre sei dem Vater und das Gebet nach dem Wunsch der Muttergottes gebetet.

Nach dem Wunsch der Muttergottes in Fatima wird heute von vielen Gläubigen nach jedem Gesätz, dem Ehre sei dem Vater folgend, dieses Gebet eingefügt:

O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die Deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.